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Haariges: Der Frühling lockt!

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Ja. Frühling. Ignoriert das Schneetreiben vor euren Fenstern und glaubt es mir einfach, es wird bald soweit sein, versprochen! /FrauHolle *höhö*

Da ich schon sehr lange nichts mehr zur Haarigen Themenreihe geschrieben habe, kommt jetzt gleich ein kleiner Aufsatz von mir. Jahreszeitenwechsel merkt man nicht nur an der Natur, man merkt es auch an der eigenen Haut bzw. auch am Haar!

Wie immer dreht sich bei meinen Haar-Posts alles um Locken. Der einfache Grund: Die einzige Struktur, mit der ich Erfahrung habe, simpel.

Heute möchte ich also über die Auswirkungen von verschiedenen Luftfeuchtigkeitsgraden, Feuchthaltemitteln, Kondensationspunkten usw. ausführen. Ich habe mich selbst in die Thematik einlesen müssen, das meiste kann ich aber mit meinen eigenen Erfahrungen belegen, weshalb so ein Infopost vielleicht auch als Hilfestellung für Frizzgeplagte dienen kann.

Die Haarstruktur

Dass das gelockte Haar überhaupt so anfällig für Luftfeuchtigkeitsschwankungen ist, liegt an der Struktur des Haares. Während gesunde glatte Haare meist vor Umwelteinflüssen geschützt sind, da die oberste Schicht des Haarschaftes glatt und überlappend anliegt, hat selbst gesundes lockiges Haar eine porösere Haarstruktur, eben weil diese Schicht nicht glatt anliegt. Einen guten Artikel zum Aufbau eines Haares findet man hier.

Eben durch diese Porosität – und damit ist nicht Spliss per se gemeint! – ist es für Wasser und Feuchtigkeit leichter aus dem Haar zu entweichen (bei niedriger Luftfeuchte – krisseliges Haar!) bzw. auch einfach einzudringen (schwüles Wetter). Wie das eigene Haar nun auf die unterschiedlichen Bedingungen reagiert, ist unterschiedlich und auch erst mal hinten an gestellt:

Wird Feuchtigkeit ins Haar aufgenommen, kann das dazu führen, dass der Feuchtigkeitshaushalt der Haare gestört wird und das Lockenmuster, die Definition so aufgelöst werden → abstehende, frizzige Haare. Nicht nur Frizz an sich kann dadurch ein Problem werden: Beim Aufsaugen von Wasser aus der Luft schwellen die Haarschäfte an und reiben dabei die Haaroberschicht umliegender Haare auf, was auch zu mehr Knoten und genereller seltsamer Haartextur führt. Lockiges Haar in diesem Zustand ist prädestiniert für Haarbruch. Bei bereits geschädigtem Haar (durch falsches Kämmen porösen Haares, durch chemische Behandlungen vorbelastetes Haar, mit Hitze behandeltes Haar usw.) ist eindringende Feuchtigkeit ein noch größeres Problem.

Diese Auswirkungen kann aber auch zu trockenes Wetter hervorrufen! Man ist also prinzipiell immer gefordert, den Locken die bestmögliche “Nahrung” zukommen zu lassen, speziell auch in schwülem Klima. Ein guter Tipp sind Leave-In Conditioner (ich bin selber noch auf der Suche!) – dabei jedoch auf Produkte mit Feuchthaltemitteln (“humectants”) verzichten, da diese Frizz Probleme meist noch steigern. Mit Haargelen ist man bei Schwüle besser beraten als etwa Mousses und Creams. Der Polymer Inhaltsstoff in Gels bildet dabei eine Art Schutzschicht um das Haar, was natürlich die Haltbarkeit des Stylings, der Lockendefinition verlängert.

Humectants

Diese Feuchthaltemittel – ich nenn sie jetzt humectants – sind wichtige Inhaltsstoffe, weswegen ich jetzt doch noch genauer darüber sprechen werde: Grundsätzlich gibt es humectants in Lebensmittel und Kosmetika. Sie sollen die Austrocknung des Produktes verhindern: Es sind Moleküle, die über Atome und Atomgruppen verfügen, die Wasser anziehen und binden können. Für Haare, besonders Lockenköpfe, hat das Vor- aber auch Nachteile, da die Wirkung von humectants häufig von der Umgebungsfeuchte abhängt. Man findet die humectants also besonders häufig in Produkten für trockenes und strapaziertes Haar.

Was auch seinen logischen Grund hat. Jedoch sollte man wissen wie die humectants arbeiten, um mehr Schaden, wie oben schon angesprochen, zu vermeiden. Die Logik dahinter ist simpel: Humectants sind zum Wasseraufsaugen da – und das tun sie auch auf dem Haar. Es kommt nun darauf an, welche Feuchtigkeitsquelle mehr zu bieten hat, die Umgebung oder das Haar selbst! Daher sind Produkte mit humectants in sehr trockner Luft, wie etwa im Winter suboptimal – sie saugen das Haar aus und noch mehr abstehende, trockene Haare – “dry frizz” – entstehen!

Aber auch bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit sind sie für Curlies nicht gerade von Vorteil: Durch die, wie oben angeführt, von Natur aus porösere Haarstruktur saugen Locken bei Feuchtigkeit selbstständig sehr viel Wasser aus der Luft, humectants fügen dabei nur noch mehr Feuchtigkeit hinzu, was bei vielen durch das Anschwellen und Aufrauen ein großes Knotenproblem – und damit “sticky frizz” – in den Sommermonaten auslöst.

Grundsätzlich kann man festhalten, dass humectants für Curlies in eher moderaten Klimazonen, ohne extreme Luftfeuchten am besten arbeiten! Wer jetzt gerne bei seinen Pflegemitteln nachschauen möchte, ob diese Moleküle enthalten sind –

Beispiele von Feuchthaltemitteln in Produkten sind:

  • Diols and Triols
    Propylene glycol 1,2,6 hexanetriol Butylene Glycol Dipropylene glycol Hexylene Glycol Glycerin Triethylene glycol Erythritol Capryl glycol Phytantriol Hexanediol or -triol beeswax
  • Humectants of biological origin
    Panthenol Sodium PCA Hyaluronic acid Inositol Glycogen
  • Sugars and modified sugars
    Sorbitol Polyglyceryl sorbitol Glucose Fructose Xylitol
  • Hydrolyzed proteins
    Elastin, Collagen Silk Keratin
  • Ethers
    Isoceteth-x, Isolaureth-x, Laneth-x, Laureth-x, Steareth-x PEG-x (polyethylene glycol)Silicone copolyols

Luftfeuchtigkeit

Einige Male habe ich jetzt erwähnt, dass der Zustand der Haare bzw. das Wirken eines humectants von der Luftfeuchtigkeit abhängt. Wäre also jetzt nicht schlecht zu wissen, worum genau es sich hier handelt, nicht wahr?

Die Luftfeuchtigkeit bezeichnet generell den Anteil des Wasserdampfs am Gasgemisch der Erdatmosphäre oder in Räumen.

Es hängt von der Temperatur und dem Luftdruck ab, wie viel Wasserdampf die Luft aufnehmen kann, es gibt dazu eine schöne Formel für die relative Luftfeuchtigkeit, aber die erspare ich euch jetzt mal. Um sich ein grobes Bild zu machen:

Bei 50% relativer Luftfeuchte enthält die Luft nur die Hälfte des möglichen Wasserdampfvolumens, bei 100% ist die Luft vollständig gesättigt, und bei Übersättigung (>100%) kann man die Feuchtigkeit in Form von Nebel und Kondensat sogar sehen!

Für Wohnräume wird eine Luftfeuchtigkeit von ca. 50-60% empfohlen, das ist auch die Feuchtigkeit, die sowohl wir als auch die Haare als angenehm empfinden. Eine ungefähre Übersicht, wie Luftfeuchte – und damit Temperatur auf Locken wirken:

  • ca. -10°C – sehr trockene Luft, am besten die Haare so gut wie möglich mit Conditioner usw. pflegen. Oft sind die Locken strohig oder nicht so definiert. Auf humectants am besten verzichten.
  • von -10°C bis ca. 0°C – trockene Luft, mit Feuchtigkeitsconditioner pflegen, humectants immer noch meiden.
  • Um den Gefrierpunkt (-1 bis +4) – Selbstversuch wie humectants wirken empfehlenswert!
  • Von ca. +4 bis +16°C – Beste Temperatur für Curlies, Luftfeuchtigkeit meist angenehm – humectants können verwendet werden, Selbstversuch weiterhin empfehlenswert
  • Ab ca. 16°C – Die Luftfeuchtigkeit steigt, die humectants Verwendung funktioniert nur bei einigen. Bei porösem Haar greift jetzt der Frizz an. Wer dieses Problem hat, sollte sich für die warmen, feuchten Tage bei anti-humectants umsehen.

Als Anti-humectant wird in Haarpflegeprodukten häufig Silikon verwendet. Klar, es spendet Glanz und legt sich als schützende Schicht ums Haar – und das ist hier ja gewünscht! Aber es gibt auch natürliche Alternativen wie etwa  Bienenwachs und pflanzliche Triglyceride wie Rizinusöl, Kokosnussöl, Palmenöl, Olivenöl und Shea Butter.

Jaja, da sind sie wieder, die Öle! Ich wollte diesen Beitrag noch vor dem Öl-Beitrag schreiben, da ich dann einfach hierher verlinken kann. Ich bin so schlau.

Wie ich es mache:

In den Wintermonaten habe ich anfangs gerne dünneres Haaröl als Stylingprodukt nach dem Waschen verwendet, je länger der Winter dauert, desto häufiger griff ich dann zur alverde Haarbutter (für mich eine absolute Topentdeckung) und habe diese etwa auch vor dem Waschen als Maske aufgetragen, bzw. habe dickereres Haaröl als Kur angewendet und danach gewaschen.

Im Sommer verwende ich fast ausschließlich klares Haargel (milchig macht sich bei mir nicht gut) nach dem Waschen und vielleicht noch das ein oder andere Curl Serum. Bei langen Phasen ohne Regen usw. habe ich schon immer gerne Haarkuren verwendet, um das Stroh auf dem Kopf gering zu halten.

Wie gesagt, diese Dinge funktionieren für mich bestens, ich fahre mit so wenig Produkten wie möglich immer besser. Bei Haar und Haut kommt es oft auf einen Selbstversuch an! Dabei kann ich schon immer beobachten, dass meine Locken sich in schwülem Wetter eigentlich sehr gut benehmen, sie eher auf sehr trockenes Wetter mit abstehenden Haaren und diesem Knistergefühl reagieren. Und das alles, bevor ich über Luftfeuchte und humectants gelesen habe 😉

Tipps für tolle Lockenköpfe in den warmen Jahreszeiten:

  • Regelmäßig schneiden! Es sind nur Haare 😉 Ohne die ausgefransten Spitzen sogar schöner. 
  • Styling mit Hitze vermeiden, aber auch zu lange, direkte Sommersonne – am besten Leave-in mit LSF verwenden
  • Kämmen: Mit den Fingern oder breitzinkigen Kamm (nasses, mit Conditioner getränktem Haar)
  • Chemische Behandlungen so knapp als möglich bemessen
  • Großzügige Mengen von feuchtigkeitsspendenden Produkten verwenden (beim Waschen und als Leave in, reduziert die Aufnahme und Abgabe von Umweltfeuchtigkeit)
  • Bei Produkten auf die humectants achten
  • In den Sommermonaten von dicken Cremeprodukten gerne auf leichte und gut verteilbare Gels als Stylingprodukt umsteigen.
  • Eine Wetterstation mit Thermo-, Baro- und Hygrometer auf Balkon/vor der Haustür ist sehr hilfreich

Für mehr Infos über andere Haarige Posts gibt’s oben im Menü den Punkt Curly Girl! Ua. mit einem Abriss der Curly Girl Method mit mehr Tipps.

Das war jetzt alles sehr infolastig, eh. Grundsätzlich lassen sich viele Informationen auch auf andere Haarstrukturen umlegen. Ich kann nur empfehlen, sich über die eigene Haarqualität zu informieren…und diese schätzen zu lernen! Nicht immer ist der Frisurenwunsch auch die beste Wahl für den Typ 🙂

Habt ihr Saisonpflege? Achtet ihr da drauf? Schaut ihr euch die INCIs an? Bemerkt ihr da einen Unterschied?

Quellen: Naturallycurly.com, Pittsburgh Curly, dt. Grünes Kreuz
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