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Montagsfrage: Nur der Tod ist umsonst.

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Erneut hat Diana in der Montagsfrage eine sehr interessante Diskussion aufgeworfen.
Erneut muss ich mich dazu auf dem Blog äußern.

Dass Unternehmen bzw. deren PR-Agenturen inzwischen gerne auf Blogger aller Sparten für Werbezwecke zugehen, ist bestimmt keine Neuigkeit mehr. Dass Blogger jedoch keine Billigstwerbetrommel sind, anscheinend schon. Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.

Diana stellte sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie es mit der Offenlegung solcher Verbindungen aussieht. Soll man…? Muss man…? Tut man…?

Wie wichtig ist euch Transparenz bezüglich Sponsoring, Gratisprodukte & Co. auf einem Blog?

Ein Thema, dass besonders jene Leser unter euch betrifft, die selbst bloggen, denke ich. Dennoch interessiert mich die Meinung der Nichtblogger sehr! Ein Thema, zu dem man eben nicht nur eine Meinung haben kann – man muss auch Rechtsvorschriften miteinbeziehen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Informationen, die ich hier verlinke, zitiere, auf österreichischem Recht fußen. Jedoch denke ich, dass sich Vieles mit deutschem Recht decken sollte. Da diese Beitrag, während ich hier tippe, größere Dimensionen annimmt, werde ich ihn einteilen (kommt es jetzt nur mir wie ein Aufsatz vor?):

  1. Rezipient als Leserin
  2. Rezipient als Bloggerin
  3. Allgemeine rechtliche Informationen

1. Betina als Leserin

Wie wichtig ist euch eine klare Kennzeichnung bezüglich Sponsoring, Gratisprodukte & Co. auf einem Blog? Legt ihr Wert darauf zu erfahren, ob es sich um ein Gratisprodukt handelt, ob für den Blogbeitrag Geld geflossen ist oder ob Affiliate-Links eingesetzt wurden? Achtet ihr als Leser überhaupt darauf oder ist euch das nicht so wichtig? Was sind die Gründe hierfür? Ist einem als Leser der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten des Sponsorings auf einem Blog überhaupt bekannt?

Für mich als Leserin einer Zeitung, einer Zeitschrift, eines Blogs ist eine Trennung von Inhalten bzw. Kennzeichnung wichtig1. Ich bin wohl durch meine eigene Arbeit als Bloggerin sensibilisiert, dennoch kann ich mich mein Leben lang – prä-Blogs! – daran erinnern, dass ich mir die kleingedruckten Hinweise seitlich bei Artikeln angesehen habe.

Ich meine, meine Meinung zum Artikel, zum Autor, zur vorgestellten Sache blieb und bleibt dennoch neutral – neutral im Sinne: ich bin nicht absichtlich vorurteilsbehaftet, bilde aber natürlich eine Meinung über das Vorgestellte.  Solange ich keine außerordentlich-beschönigende Absicht herauslesen kann. Dann verliere ich das Interesse, ganz einfach.

Bemerkenswert finde ich jedoch, wie mir dies weitaus öfter bei “Beauty Artikeln” oder Wochenendbeilagen diverser Zeitungen passiert als bei einem Blog Artikel. Einerseits liegt es vielleicht daran, dass man zu einem Magazin sowohl als Leserin als auch Bloggerin keinen wirklich großen persönlichen Bezug hat, keine Vertrauensbasis, keine Erfahrung mit dem Schreiber – wer liest wirklich regelmäßig die Artikel des/der Autors/in XY? – andererseits empfinde ich die entgeltlichen Einschaltungen da ohnehin als viel subjektiv-werbender als auf jedwedem Blog! Bzw. als einfachen Abdruck des Press Releases. Geben sich Blogger einfach mehr Mühe fürs Geld?

Eine unzureichende bzw. fehlende Kennzeichnung finde ich als Leserin einfach nicht in Ordnung.

1sie ist mir wichtig, und sie ist rechtlicher Tatbestand, es gibt kein “Aussuchen” ob man es machen will, oder nicht:
”Die Verletzung des Trennungsgebots steht nun auch ausdrücklich als Tatbestand in der Schwarzen Liste unlauterer Geschäftspraktiken. Wird daher ein bezahlter Text in einem Medium nicht ausdrücklich und klar gekennzeichnet, liegt jedenfalls ein Verstoß gegen das UWG vor.”  (Anderl, Grama, 2008, Kennzeichnungspflicht für bezahlte Beiträge)

Aber dazu weiter unten mehr.

2. Betina als Bloggerin

Und wie handhaben das die Blogger unter euch? Legt ihr Wert auf eine differenzierte und eindeutige Kennzeichnung auf eurem Blog oder genügt euch ein allgemeiner Hinweis wie z.B. “gesponsert”, egal ob es sich um ein PR-Sample oder um ein Advertorial handelt? Genügt euch ein Hinweis im Text oder bevorzugt ihr eine Kennzeichnung per Label? Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht und möchtet daran etwas ändern oder seid ihr zufrieden mit eurer Lösung? Habt ihr vielleicht den Eindruck, dass mit solchen Kennzeichnungen eher nachlässig umgegangen wird oder interessieren euch solche Informationen sowieso nur am Rande?

Weiter unten werde ich darauf eingehen, dass sich die Rechtslage nicht wirklich um Muster/PR Samples kümmert, weshalb jegliche Kennzeichnung eigentlich “nur” bei Beiträgen greifen müsste, für die ein Entgelt entrichtet wurde.

Da ich persönlich jedoch auch Muster kennzeichne, bzw. es auch bei anderen befürworte, unterscheide ich doch auch bei der Wortwahl.

Es ist mir klar, dass viele Blogger ein “sponsored” drunter setzen und gut is’. Ich für meinen Teil finde eine Trennung hier gut. Samples sind Samples und nicht sponsored, bei dem ich einfach immer Geldfluss höre. Ich bin vielleicht ein extremer Korinthenkacker, aber ich empfinde sowohl beim Belabeln (!) der Beiträge, als auch bei der Kennzeichnung im Beitrag eine Unterscheidung angebracht. Man könnte noch einen Schritt weiter gehen und Samples und sponsored Posts und Advertorials unterscheiden. Ja, ich würde auch da einen Unterschied sehen, wenn ich es sehr genau nehme. Ein sponsored Post ist vielleicht eine Linksetzung, ein Bericht zu einem ungefähren Thema, für den jemand bezahlt. Ein Advertorial wäre in meine Augen schon ein gezieltes Berichten zu einem bestimmten Thema einer bestimmten Sache. Das ist aber Feintuning, dass wohl nur ich so sehe!

Grundsätzlich kann ich aus meiner Sicht als Bloggerin lediglich sagen, dass ich auch entgeltlich schreibe; was im Bericht steht, schreibe ich und ich allein. Und das oben angesprochene subjektiv-werbende lasse ich generell weg, außer der Artikelgegenstand verdient es. Was aber bei allen meinen Beiträgen so zutrifft, egal ob bezahlt oder nicht. Meine Transparenzinfos sind übrigens seit langer Zeit im Menü zu finden.

Ich habe oft das Gefühl, man flüchtet sich ins Nicht-Kennzeichnen, um etwaigen Reaktionen der Leserschaft zu entkommen. Ehrlich gesagt habe ich schon sehr oft miterlebt, dass eine offensichtliche Werbung einfach angenommen, kommentiert, besprochen wird, auf ein Vermeiden der Trennung der Inhalte dann erst recht nachgefragt und negativ konnotiert reagiert wird. Wieso sich also stressen, die Rechtslage ist ja auch klar? Apropos Rechtslage:

3. Allgemeine rechtliche Informationen

Das österreichische Mediengesetz sagt:

Ankündigungen, Empfehlungen sowie sonstige Beiträge und Berichte, für deren Veröffentlichung ein Entgelt geleistet wird, müssen in periodischen Medien als “Anzeige”, “entgeltliche Einschaltung” oder “Werbung” gekennzeichnet sein, es sei denn, daß (sic.)  Zweifel über die Entgeltlichkeit durch Gestaltung oder Anordnung ausgeschlossen werden können. (§ 26 MedienG Kennzeichnung entgeltlicher Veröffentlichungen | jusline.at | Berücksichtigter Stand der Gesetzgebung: 1. Jänner 2013)

Es geht hierbei also

  1. um bezahlte Einschaltungen und
  2. um periodische Medien

Für ersteres benötigt man eine Gewerbeberechtigung (Infos dazu erhalten die Österreicher übrigens bei einem Termin bei der WKO). Aber trifft nun auch zweitens für den Blog zu? Sicherlich:

“Streng genommen stellt jede Website, welche mindestens vierteljährlich aktualisiert wird, ein periodisches Medium dar. Wenn daher eine entgeltliche Einschaltung wie ein redaktioneller Beitrag aufgemacht wird, ist diese jedenfalls als Werbung zu kennzeichnen.” (Seidelberger, 2001, Online-Werbung, S. 13)

Also nochmal – wenn Geld fließt, ist eine klare Kennzeichnung unumgänglich. Solltet ihr selbst Blogger sein und ihr erhaltet diesbezüglich Angebote, die vorschlagen, das mit der Kennzeichnung doch sein zu lassen, macht sich auch diese Agentur, das Unternehmen strafbar: “[…] für Werbung im Internet gilt, dass eine Werbemaßnahme zB auf einer fremden Website nicht getarnt werden darf. Auf der eigenen Website darf nicht darüber getäuscht werden, dass hier Werbung betrieben wird.” (Seidelberger, 2001, Online-Werbung, S. 12)

Ebenfalls zu beachten gilt, dass auch Affiliate-Links zu kennzeichnen sind. Links im Text eines Artikels sind danach zu trennen, ob sie rein informativ platziert sind, oder es sich um entgeltliche Werbung handelt. (vgl. Seidelberger, 2001, Online-Werbung, S. 15) Auf Blogs ist eine bezahlte Linksetzung jedoch häufig nicht nur im Affiliate Bereich sondern eben auch im sponsored Post Gebiet zu beobachten, wo diese Kennzeichnung durch die Gesamtkennzeichnung abgedeckt ist.

…und was ist jetzt mit Bemusterung?

Der Fall der “kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellten Samples” ist nicht wirklich geregelt (es liegt mMn auch daran, dass dem Staat, dem Gesetzgeber, dem Finanzamt, vor allem an monetären Bewegungen gelegen ist). Während man bei diesem Thema leicht in Product-Placement bzw. (Bestechungs)Schenkungen rutschen könnte, ist die Bemusterung etwas, dass zum Job des Bloggers dazu gehört. Es ist offensichtlich, dass man als Blogger leichteres Arbeiten hat, wenn Produkte zur Verfügung gestellt werden, bzw. das Unternehmen sich sehr günstige Werbung erhofft.

Hinsichtlich des Tatbestandes des Trennungsgebots heißt es in den österreichischen Gesetzen, dass der “bezahlte Beitrag ‘zu Zwecken der Verkaufsförderung’ erfolgen [muss]. Dieses Voraussetzung ist grundsätzlich weit auszulegen. Es fallen nicht nur positive Berichte über ein bestimmtes Produkt darunter, sondern auch solche über ein Unternehmen oder seine sonstigen Leistungen. Denn auch sie sind grundsätzlich zur Verkaufsförderung geeignet. Zahlt der Unternehmer für einen Inhalt, so liegt der Zweck der Verkaufsförderung nahe. Umgekehrt liegt aber kein Verstoß vor, wenn ein Redakteur aus eigenem Antrieb, und ohne eine Gegenleistung zu erhalten, einen positiven Beitrag veröffentlicht.” (Anderl, Grama, 2008, Kennzeichnungspflicht für bezahlte Beiträge)

Ich persönlich würde die “Gegenleistung” hier mit Entgelt gleichsetzen, man könnte sie aber durchaus auch als eben das erhaltene Produkt sehen. Rechtlich also nach meinen Recherchen eine leichte Grauzone, bei der ich befinde, dass ein “Sample” oder “Muster” Label 1. niemanden schadet und 2. lediglich Hand in Hand mit ausreichender Transparenz geht.

Weiterführende Links:

Am Ende stellt sich die Frage – ist es schlimm, dass man mit seiner Arbeit Geld verdient? Wieso werden Muster eher als “akzeptiert” ausgelegt als Geldfluss? Wieso ist es besonders im deutschsprachigen Raum so ein Thema? Wieso wird einerseits diffamiert bzw. andererseits häufig auf die Trennung “vergessen”? Wieso sollte man als Blogger beeinflusst sein, wenn man bezahlt wird?

Ich verbleibe mit

Wie ist eure Meinung zu dem Thema? Aus Lesersicht? Aus Bloggersicht? Seid ihr sensibilisiert? Ist Transparenz etwas für die professionellen Blogger oder gehört es einfach dazu? Beeinflusst euch ein “Sponsored” Label in eurer Meinung? Mehr als der Inhalt des Artikels? Die Abstimmung läuft noch bis 28. Jänner!

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